Photolatente Basen gehören zu den Verbindungen, die weit weniger bekannt sind, als es ihrer Bedeutung nach der Fall sein sollte. Diese „Aschenputtel“-Moleküle sehen nicht aufregend aus, sie heilen weder eine lebensbedrohliche Krankheit noch machen sie den Klimawandel rückgängig. Durch Licht ausgelöst, verändern sie jedoch ihren pKs-Wert (ihre Basenstärke) um vier bis fünf Größenordnungen. Eine so große pKs-Verschiebung kann wiederum genutzt werden, um basenkatalysierte Reaktionen auszulösen – z.B. Polymerisationen. Letztlich sind diese unscheinbaren Moleküle also wesentliche Bestandteile für Anwendungen im 3D-Druck, bei neuen Materialien, funktionellen Farbstoffen und selbstheilenden Oberflächen.

Es wurde vor einigen Jahren von der BASF entwickelt, bevor es aufgrund seines teuren Herstellungsverfahrens und trotz einer lebhaften Marktnachfrage aufgegeben wurde. Vor diesem Hintergrund optimierten Chemiker der SCD Dr. Sommerlade Chemistry Design GmbH und von ChiroBlock den Syntheseprozess und konnten die Produktionskosten minimieren.

Vor zwei Monaten wurde das neue Verfahren an einen CMO übertragen und nun werden die ersten Multi-kg-Chargen synthetisiert. Das neue Verfahren liefert direkt ein recht reines, kristallines Produkt, ohne dass dieses empfindliche Material weiter gereinigt werden muss. Der wettbewerbsfähige Preis gepaart mit dieser hervorragenden Qualität ermöglicht die Erschließung zusätzlicher Marktsegmente wie Diagnostik und Gesundheitswesen.In den letzten Wochen gingen mehrere Bestellungen von europäischen und amerikanischen Kunden ein. Alle kennen die guten Eigenschaften des Compounds bereits aus den ehemaligen BASF-Masterbatches, konnten aber bislang einfach keine weiteren nachkaufen. Daher sind wir zuversichtlich, die ersten Chargen von ca. 50 kg im ersten Halbjahr 2024 zu verkaufen, wobei die Nachfrage in einem Jahr deutlich höher sein wird.

Die Entwicklungsgeschichte dieses Projekts ist ein sehr gutes Beispiel für den Beitrag von ChiroBlock zur Überbrückung der Lücke zwischen Forschungs- und Entwicklungsergebnissen einerseits und dem Bedarf an industriell realisierbaren Syntheseprozessen andererseits.