13. November 2024

25 Jahre ChiroBlock – ein persönlicher Rückblick

Darwins Gesetz: Dr. Oliver Seidelmanns persönlicher Rückblick auf 25 Jahre ChiroBlock

Vor fünf Jahren (als ChiroBlock 20 Jahre alt wurde) begann ich meinen Glückwunsch mit einer Frage: „Was war Ihrer Meinung nach das bedeutendste Ereignis dieses Jahres?“, gefolgt von einigen naheliegenden (aber falschen) Vorschlägen. Jetzt, fünf Sonnenumrundungen später, könnte ich genauso beginnen, da ich auf die Vergesslichkeit selbst des treuesten Lesers vertraue. Aber das wäre zu einfach und würde der Bedeutung des diesjährigen Jubiläums nicht gerecht werden.

Also: Falls es jemand noch nicht weiß:
Ja, ChiroBlock hat vor einigen Wochen den 25. Geburtstag gefeiert!

ChiroBlock 1999 Winner Start-Up

Abb.: Die erste Werbeaktion der 4 Gründer von ChiroBlock im Rahmen der Start-Up Tage in Merseburg 1999 (v.l.n.r.: Dr. Oliver Seidelmann, Dr. Volkmar Wendisch, Dr. Frank Lessmann, Dr. Uwe Eilitz)

 

Es gibt in diesem Zusammenhang unzählige Geschichten zu erzählen. Aber statt hier ein historisches Kompendium zu erstellen, werde ich mich deutlich kürzer fassen.

Beginnen wir mit der allgemeinen Frage: Was (zum Teufel) macht die ungerade und eigentlich unspektakuläre Zahl „25“ so besonders, dass sie immer die gleiche Aufmerksamkeit erhält wie ihre ‚geraderen’ und berühmteren Geschwister – also die „30“ oder „50“ – ganz zu schweigen von der „100“? Natürlich gibt es keine klare Antwort, aber einige vage Spekulationen:
Ein Grund könnte ein mathematischer sein: „25“ ist einfach ein prominenter und gemeinsamer Teiler von „50“ und „100“ – sozusagen auf halbem Weg – oder zumindest auf einem Viertel – des Weges zur glorreichen Hundert…

Ich bevorzuge jedoch eine andere, persönlichere Erklärung:
25 zu werden ist ein entscheidender Moment im Leben eines jeden Menschen!
Man ist nicht einfach erwachsen, sondern hat normalerweise bereits einen Beruf gewählt, ein Studium oder eine Berufsausbildung abgeschlossen. In diesem Alter hat man angefangen, Geld zu verdienen, das Elternhaus verlassen und einen Partner gefunden. Einerseits ist das damit der erste Zeitpunkt im Leben, zu dem viele Aspekte des Lebens in irgendeiner Weise schon mal festgelegt sind, und andererseits fühlt man sich jung genug, um mit fast allen künftigen Herausforderungen noch fertig zu werden und Pläne für die nächsten Jahrzehnte zu schmieden.

Um es kurz zu machen:
Es ist die erste nennenswerte Station im Leben, ohne dass man aber schon das Ende vor Augen hat.

Gilt das nun auch für juristische Personen wie Unternehmen? Auf den ersten Blick mag das nicht so erscheinen. Sie sind keine Menschen mit einer begrenzten/definierten Lebensspanne, mit Kindheits- und Erwachsenenphase. Aber sie werden von Menschen gegründet und hier kommen die Beschränkungen der Menschen wieder ins Spiel.
Wenn ein Unternehmen 25 wird, haben seine Gründer ein Alter von ~50 oder mehr erreicht. Ein Zeitpunkt im Leben, an dem sie wissen, dass ihre Geschäftsidee funktioniert hat (ein Grund zum Feiern!) und – auf der anderen Seite – ein Datum, an dem auch klar wird, dass man wahrscheinlich nicht noch einmal von vorne anfangen wird (und kann) und auch nicht muss! – ein weiterer Grund zum Feiern :-)]

Also nehmen auch wir diese magische Jahreszahl zum Anlass, zu feiern, zurückzublicken und uns auf die kommenden Jahrzehnte zu freuen. In diesem Vierteljahrhundert hat sich viel – auch für ChiroBlock – geändert. Und eine dieser Änderungen ist Inhalt des diesjährigen kleinen Rätsels:

„Wie kann es sein, dass sich unser GmbH-Grundkapital im Laufe der Zeit praktisch halbiert hat und dennoch identisch zum Tag der Gründung ist?“

(Ein Hinweis: Die Antwort hat mit einer anderen bedeutenden Zahl zu tun, die uns begegnet ist und nie vergessen werden wird: 1,95583)

Wenn wir also zurückblicken – was war wirklich das Wichtigste, das erwähnt werden müsste? Ich denke, man sollte besonders die Ursache betrachten, warum wir so lange erfolgreich sein konnten. Trotz der vielen kleineren und größeren Krisen – lokal, branchenbezogen, individuell oder global – haben wir immerhin in keinem einzigen Jahr einen bilanziellen Verlust verzeichnet.
Weder die Finanzkrise im Jahr 2008, die Ereignisse des „11. September“ im Jahr 2001, die COVID-19-Pandemie, die Inflation aus 2023 noch die dramatischen Veränderungen in der chemischen Industrie haben sich negativ auf ChiroBlock ausgewirkt.
Obwohl unser Ergebnis natürlich von Jahr zu Jahr schwankt(e), war und ist ein konstanter Aufwärtstrend zu verzeichnen. Zu keinem Zeitpunkt standen wir vor größeren wirtschaftlichen Herausforderungen. Ich möchte mit Absicht diese banalen finanziellen Aspekte zuerst erwähnen – und nicht irgendwelche herausragenden wissenschaftlichen Errungenschaften. Die Finanzen sind die Vitalitätszeichen jedes Unternehmens – and vitality comes first!

Diese Ursache für unsere Entwicklung liegt nicht in der brillanten Geschäftsidee am Anfang und auch nicht (nur) in der Exzellenz unserer Mitarbeiter. Der Grund ist – ganz banal – die Fähigkeit, uns ständig an neue Situationen anzupassen.
Die Gründer von ChiroBlock hatten von Beginn an Darwins Evolutionsprinzipien mehr verinnerlicht als eine spezielle technologische Idee oder ein Branchenumfeld:

„Es sind nicht die größten oder mächtigsten Einheiten die überleben, sondern diejenigen, die sich kontinuierlich anpassen.“

Das bedeutet nicht, dass es ChiroBlock an klaren Zielen oder an einem Branchenfokus mangelt. Allerdings haben wir stets unsere Ziele und Prozesse flexibel adaptiert.
Hier einige Beispiele aus 25 Jahren unserer kurvenreichen – aber zielstrebigen -Fahrt :

Es begann alles mit der Herstellung neu entwickelter „chiraler Bausteine“, die dem Unternehmen auch den Namen gaben. Aus technologischer Sicht waren wir damit erfolgreich – aber die Wachstumsmöglichkeiten, die Märkte waren begrenzt. Daher setzten wir dann die gleichen Ressourcen und Fähigkeiten für nicht-proprietäre Kundenprojekte ein – im wesentlichen für Kunden aus der Pharmaindustrie.

Dann, zur Zeit des HTS-Hypes („High Throughput Screening“) hätten wir das gesamte Unternehmen entsprechenden Pharmaprojekten widmen können – aber wir sind dieser Versuchung nicht erlegen. Wir wollten uns nicht von wenigen Großkunden abhängig machen. Stattdessen erfolgte eine aktive Diversifizierung – sowohl von Zielindustrien als auch im Kundenstamm.

Standen bis dahin Einmal- und Erstsynthesen im Fokus, begannen wir nun den Aufbau des sogenannten „SupplyChainFactory“-Geschäfts – also die exakt reproduzierte Mehrfachsynthese der gleichen Substanz für einen begrenzten Zeitraum, den die Kunden für die Markteinführung neuer Produkte benötigen. Das erforderte die Etablierung eines zertifizierten Qualitätsmanagementsystems.
Damit wurden auch größere Reaktoren notwendig. Also investierten wir 2019 in unser erstes Mehrzweck-Kilolabor – wieder Neuland für uns.
Der nächste Schritt: Bei aller Freude mit den kundenspezifischen Synthesen – wir wollten andererseits auch die völlige Abhängigkeit von Auftragsprojekten vermeiden. Das resultierte im Ausbau unseres Engagements für die interne Forschung. Einige Projekte – wie „Polyphenole aus Rotwein“, „fluorierte Monosaccharide“ oder „nicht-natürliche Aminosäuren“ – waren weniger erfolgreich. Andere, insbesondere „Neue Konservierungsmittel für Augenheilmittel“ und „Neue synthetische Wege zur Gewinnung von Isozitronensäure“, haben sich als sehr vielversprechend erwiesen.
Diese proprietären Ergebnisse unserer sogenannten „IP-Factory“ ergänz(t)en das Geschäft der kundenspezifischen Projekte sehr gut.

Auch in unserem 25. Jahr gibt es Neues: Als Reaktion auf die Markterfordernisse investieren wir in ein zweites Kilolabor mit Gefäßvolumina von bis zu 630 Litern. Wir konzentrieren uns darauf, veraltete chemische Prozesse durch nachhaltigere Methoden zu ersetzen und den Aufschwung grüner Technologien in den Bereichen Batterien, Solarzellen, Recycling und innovative Pflanzenstimulanzien zu nutzen.

Wenn man nun den Eindruck hat, wir seien ein absolut unorganisierter Haufen ohne Fokus, Ziel und Effizienz – dann ist das falsch. Es gibt einen roten Faden, der unsere vielfältigen Aktivitäten verbindet, eine Klammer, die alle unsere verschiedenen Geschäftsfelder umfasst: innovative synthetische Chemie, die die Lücke zwischen Wissenschaft und Fertigungsindustrie schließt. Nicht mehr und nicht weniger.

Um dies in unserer täglichen Arbeit deutlich zu machen, haben wir kurze Slogans und Botschaften kreiert, die helfen, auf Kurs zu bleiben: „Converting Ideas into Molecules“ ist vielleicht die prägnanteste.
Weitere lauten: „Wir wandeln Wissen in Gewinn.“, „Wir finden passende Lösungen durch Unabhängigkeit und Expertise.“, „Wir liefern Klarheit durch Beratung und Kooperation.“ – und schließlich: „Wir wandeln für den Kunden Risiken in berechenbaren Erfolg.“
Ich denke jetzt wird klar, was wir seit 1999 tun.

Finanzkennzahlen und eine Geschäftsphilosophie sind nicht alles was zählt. Die „juristische Person“ ChiroBlock lebt nur durch ihre motivierten, qualifizierten, leidenschaftlichen und kreativen Mitarbeiter. Die Mitarbeiterzahl ist mehr oder weniger identisch mit der Anzahl der Geschäftsjahre. Wir sind also ein ziemlich kleines Team, aber (siehe Darwin!) das sagt nicht viel aus. Wichtiger sind Fakten wie die folgenden:

  • 25 % unserer Teammitglieder arbeiten hier seit über 20 Jahren
  • Weitere fast 30 % sind seit mindestens 8 Jahren dabei – aber wir müssen auch für junge Fachkräfte attraktiv sein:
  • Allein im Jahr 2024 haben wir drei neue Kollegen begrüßt, die alle jünger als 30 Jahre sind – und das trotz der sehr angespannten und wettbewerbsintensiven Personalsituation in Deutschland
  • Und schließlich: Auf der Grundlage einer unabhängigen Mitarbeiterbefragung wurden wir zum zweiten Mal in Folge mit dem staatlichen Zertifikat als mitarbeiterfreundliches Unternehmen ausgezeichnet.

 

Als kleines Unternehmen bieten wir sicherlich nicht die höchsten Löhne. Die Gründe für unsere Attraktivität müssen also andere sein: anspruchsvolle Projekte, Teamgeist, Klarheit im Ziel, Ausdauer auf der Strecke, sehr abwechslungsreiche Arbeitsaufgaben – und die gemeinsame Leidenschaft für spannende synthetische Chemie, die von der Geschäftsführung bis zum technischen Assistenten überall zu spüren ist.

25 Jahre sind nur ein Meilenstein.
Wir sind zuversichtlich, dass ChiroBlock weiterhin eine glänzende Zukunft hat, wenn es an zwei Grundprinzipien festhält:

a) Flexibilität und
b) Konzentration auf Innovationen in der synthetischen Chemie.

Nehmen wir uns also einen Moment Zeit, um nachzudenken, durchzuatmen und unseren Kunden und Mitarbeitern unseren Dank auszusprechen!
Wir wissen aber: Meilensteine sind nur Markierungen auf einer Reise, und es liegen noch viele weitere vor uns…

Zum Schluss schulde ich noch die Lösung des Rätsels: Wie konnte sich also unser Grundkapital ohne Kapitalschnitt halbieren? Vielleicht hat es jemand geahnt: Durch eine Währungsreform!

Ja, ChiroBlock ist so alt, dass wir die Gesellschaft mit einem Stammkapital von 161.000 DM (Deutsche Mark) gegründet hatten und dieses dann durch die Einführung des EURO nominell auf nur noch 82.500 € geschrumpft ist. Manche Zahlen vergisst man nie – die magische Zahl „1,95583“, der Umrechnungskurs von Deutscher Mark zu EURO, gehört für uns ganz sicher dazu.

Für heute möchte ich ChiroBlock einfach nur gratulieren! Bleib gesund, stark und erfolgreich!
Wenn alles gut geht, feiern wir in fünf Jahren den nächsten Meilenstein!

Award by IHK for 25 years ChiroBlock

ABB.: IHK Ehrung zu 25 Jahren ChiroBlock
Daten & Fakten

► Gründungsjahr: 1999

► Größe: Mittelständisches Unternehmen

► Inhaberschaft: Privat(besitz)

► Unternehmenssitz: Bitterfeld-Wolfen, Deutschland

► Syntheselaborfläche: 350 m2

► Kilo-Laborfläche: 450 m2

► Kundenfeedback 2023: 100% unserer Kunden würden ChiroBlock weiterempfehlen

► Kundenbewertung 2023: 4,36/ 5

(Preis, Lieferzeit, Service, Qualität der Verbindungen, Berichtswesen, ...)

Siegel ChiroBlock CIR ISO MA F&E

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