Die Bibliothek von Babel

Die Arbeit mit chemischen Informationen: Risiken reduzieren - Kosten minimieren. (Andrej Gutnov, Head of Chemistry @ ChiroBlock)

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Ein altes Sprichwort lautet: "Ein Tag am Schreibtisch erspart eine Woche im Labor." Nun klingt es tatsächlich etwas überholt, da der allgegenwärtige Zeitdruck normalerweise keine langwierigen Vorbereitungen und theoretischen Überlegungen vor Beginn der praktischen Arbeit im Labor zulässt. Im Zeitalter der chemischen Datenbanken und globalen Netzwerke wird es zunehmend schwieriger, das versteckte, entscheidende Extra an Know-how zu finden. Nur so ist es möglich dem Kunden ein fundierteres Projekt als die Wettbewerber anzubieten.

Wenn man die gleichen Informationsquellen, wie die üblichen Struktur- und Reaktionsdatenbanken sowie die Suche im englischen Segment von Google nutzt, endet man bei gleichen oder höheren Kosten, wie die anderen Marktteilnehmer. Wo liegt hier der Wettbewerbsvorteil?

Es ist oft problematisch einen Chemieansatz effektiv anzubieten, der ausschließlich auf veröffentlichten Organic Syntheses Prozeduren und optimierten Produktionspatenten beruht: Was keine Alternativen hat, hat auch keine Zukunft. Offensichtlich dreht sich also alles um die Herangehensweise und die Suche nach Informationen, die Evaluierung der Erkenntnisse und die richtige Kombination dieser Ergebnisse.

Um den entscheidenden Vorteil für unseren Kunden zu finden, sollten stets zusätzliche Suchen nach Patenten, Büchern und Dissertationen in weniger gebräuchlichen Sprachen, in exotischen Datenbanken oder Journalen durchgeführt werden. Dieser Vorteil kann z.B. in der Reduktion der Syntheseschritte, milderen Reaktionsbedingungen oder günstigeren Ausgangsstoffen liegen.

Mit etwas Glück entdeckt man einen eleganten synthetischen Trick auf einer entscheidenden Stufe und/oder wertvolle analytische Informationen, in beispielsweise südafrikanischen Konferenzprotokollen. Eine andere Geschichte ist das derzeitige globale Informationsfeld. Als ein langjähriger Projektchemiker bei ChiroBlock, Herausgeber des Journals The Chemistry of Heterocyclic Compounds und Gutachter für andere Journale, kann ich einen immensen Qualitätsverlust der chemischen Informationen, die an buchstäblich allen chemischen Journalen eingereicht werden, bezeugen.

Man sollte nicht nur bei der Auswertung der, im experimentellen Teil behaupteten, Ausbeuten sehr kritisch sein, sondern bei der publizierten Information als Ganzes.

Mit der Einführung des berüchtigten „publish or perish“-Systems, sind viele Autoren oft gezwungen jeden Schnipsel an Information (nicht zu verwechseln mit Wissen), den sie in einem Artikel zusammenstellen können, zu veröffentlichen ohne sich um die Glaubwürdigkeit und Nützlichkeit zu kümmern. Das wird noch verschlimmert durch die Zweckentfremdung des Impaktfaktors und der Hirsch-Index-Statistik.

Wenn man in der „Außenwelt“ nach chemischen Informationen sucht, findet man allmählich eine Form der „Bibliothek von Babel“, einem postmodernen Albtraum, beschrieben in einer Kurzgeschichte des argentinischen Schriftstellers Jorge Luis Borges : „… ihre Bücherregale enthalten alle möglichen Kombinationen aus zweiundzwanzig orthographischen Symbolen (eine Zahl, die gleichwohl unvorstellbar groß, aber nicht unendlich ist) – das ist alles, was möglich ist auszudrücken. In jeder Sprache. Alles – die detaillierte Geschichte der Zukunft, die Autobiographien der Erzengel, der originalgetreue Katalog der Bibliothek, Tausende und Abertausende falsche Kataloge, der Beweis der Falschheit jener falschen Kataloge, ein Beweis der Falschheit des wahren Katalogs, das gnostische Evangelium von Basilides, der Kommentar zu dem Evangelium, der Kommentar zum Kommentar zu jenem Evangelium, die wahre Geschichte deines Todes, die Übersetzung jedes Buches in jede Sprache, die Erweiterungen jedes Buches in alle Bücher, die Abhandlung über die Mythologie des sächsischen Volkes, die Bede hätte schreiben können (aber nicht tat), das verlorene Buch von Tacitus.“

Es ist offensichtlich: Verlässt man sich auf diese Unmengen an veröffentlichten (chemischen) Informationen, Vorschlägen, Annahmen und Wiederholungen von Wiederholungen (und ein wenig an verstecktem Wissen), wird man sich unweigerlich verirren.

Deshalb haben wir bei ChiroBlock ein komplettes System an Konsistenzregeln für das Suchen, Auswählen und Evaluieren von chemischem Know-how entwickelt. Eine der vielen Regeln lautet zum Beispiel, dass jeder nach 1980 publizierte Artikel mindestens eine externe, praktische Bestätigung seiner Resultate benötigt, bevor er unbedenklich in geplanten Projekten bei ChiroBlock genutzt werden kann. Seit ihrer Gründung hat ChiroBlock viel Aufwand in die Pflege und Verbesserung der firmeninternen Chemiedatenbank investiert, somit gilt diese nun als unsere zuverlässigste aller vorhandenen Datenquellen.
Die Zeit, in der Syntheseverfahren detailliert, inklusive Warnungen über chemische und Sicherheitsgefahren, Stabilität der erhaltenen Verbindungen und Intermediate, ihrem Geruch und Geschmack beschrieben wurden, ist vorüber. Die meisten modernen Schilderungen des experimentellen Teils enthalten 2-3 Sätze, mit Aussagen wie „in Analogie zu …“ und die Analytik beansprucht „ähnlich wie“ Literaturangaben zu sein.

Bei ChiroBlock wurden bisher mehr als 75.000 Synthesen durchgeführt und dabei letztendlich jede Art von Chemie und synthetischer Umsetzung schon untersucht und gründlich dokumentiert. Aus diesem Grund ist es generell sinnvoller, eine interne, analoge Prozedur zu nutzen, als eine exakte aber unsichere externe Vorschrift.

Je mehr Synthesen wir abschließen, umso mehr Informationen und Statistiken sind verfügbar. Dies erlaubt uns eine bessere Bewertung der Chemie und das Risiko des Scheiterns – und damit auch die Kosten des Projekts - für die Firma und schließlich auch für unsere Kunden zu reduzieren.

Auf Grund der umfangreichen praktischen Erfahrung ist ChiroBlock auch im wissenschaftlich, chemischen Consultingbereich tätig. Mit steigender wissenschaftlicher Spezialisierung wächst auch die Bedeutung korrekt evaluierter chemischer Information, insbesondere für Biologen und Materialwissenschaftler. So fragen Kunden z.B. oft: „Wie kann die Wasserlöslichkeit meines biologisch aktiven Moleküls, Katalysators oder Farbstoffes verbessert werden, ohne andere Eigenschaften wesentlich zu verändern?“
Unsere Anfrager erwarten eine akkurate Analyse aller Möglichkeiten. Ist die beste Lösung das Anbringen von polaren Gruppen direkt am Molekül, oder doch eher seine Verkapselung in Cyclodextrinen oder ionischen Flüssigkeiten?

Auf der Basis abgeschlossener Projekte, ergänzt mit validierten Informationen zu neuen Methoden und Materialien, die in der aktuellen Literatur auftauchen, kann diese Frage beantwortet werden.

Zudem ist die permanente Revision der weltweit veröffentlichten chemischen Literatur und das Extrahieren der relevanten Informationen für vergangene, aktuelle oder zukünftige Projekte ein anderer Ansatz bei ChiroBlock, um auf der Höhe der neuesten Entwicklungen in der synthetischen Chemie zu bleiben.

Insbesondere praktische Fallstudien relevanter Beispiele erlauben es unseren Chemikern, besser auf die kommenden Projekte vorbereitet zu sein. Die gewonnenen Informationen werden unter den Kollegen bei ChiroBlock in einer internen Mailingliste verteilt und diskutiert. Das Schulungsprogramm hilft uns allen, die aktuellen Trends der molekularen Wissenschaft zu verfolgen.

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